110 Jahre Fvgg. 08 Mühlacker

 

 

 

 

Im Jahre 1908 gab es in der benachbarten Goldstadt Pforzheim schon sechs Fußballvereine  und somit war der Fußball dort anerkannt und eine feste Größe im täglichen Geschehen. Die Mühlackermer, die in Pforzheim arbeiteten, „importierten“ diesen Sport nach Mühlacker.

Diesen begeisterten Sportkameraden muss heute unsere Anerkennung gelten, weil sie sich damals gegen viele Widerstände durchsetzten und die Gründungsväter unserer 08 wurden. Ob auf Rappschen oder Hummels Wiesen, Dürrmenz-Mühlacker gehörte zu den Pionieren des Fußballs in unserer Gegend.

 

Aus dieser Germania-Mannschaft entstand der 1. Fußballclub Dürrmenz-Mühlacker, der sein Sportgelände hinter der Ruine Löffelstelz hatte.

Mit dem Beitritt zum Verband Süddeutscher Fußballvereine stieg die Erfolgskurve stetig an.

 

Schon 1911 gab es im heutigen Stadtteil Dürrmenz, der damaligen Stammgemeinde von Dürrmenz-Mühlacker, „Konkurrenz“ in Form der Sportfreunde Dürrmenz. Dieser Verein legte sich auf dem Nagd einen eigenen Sportplatz an.

 

Nach Beginn des 1. Weltkriegs 1914 waren die Reihen der Fußballer sehr ausgedünnt, denn viele mussten auf den Kriegsschauplätzen ihren Mann stehen und mancher kam nicht mehr zurück. Beide Vereine spielten in dieser Zeit zusammen auf dem Sportplatz hinter der Ruine Löffelstelz, dem so genannten „Gaulsfriedhof“. Viele Männer kamen 1918 aus dem Krieg nicht mehr zurück und der Fußball lag in beiden Vereinen darnieder. Deshalb wurden sich 1920 beide Vereine mit 116:19 Stimmen einig, dass man den Zusammenschluss beider Vereine zur Fvgg 08 Dürrmenz-Mühlacker vollzieht. Dies war die Geburtsstunde der 08. Mit einer nunmehr sehr spielstarken Mannschaft rückte man sofort in die

A-Klasse auf. Gespielt wurde nun hinter der Löffelstelz, da dort eine Zuschauertribüne kurz vor der Vollendung stand und der Nagd wesentlich ungünstiger lag.

 

Leider wurde diese Anlage im heißen Juli 1921 ein Raub der Flammen. Nach dem ersten Schock gingen die Mitglieder unverzagt an die Planung der Zukunft und wenig später waren die ersten Verhandlungen zum Erwerb eines größeren Areals im Gewann „Letten“ im Gange. Auf Betreiben der Vorstandschaft mit dem späteren Ehrenvorstand Heinrich Craiss an der Spitze und seinen Mitarbeitern Heinrich Rapp, Karl Hiltwein und Gottlob Binder, sowie dem  Stadtpfleger Karl Klink, wurde der neue Sportplatz „Im Letten“ erworben. Der Gemeinderat half damals noch kräftig mit und bewilligte in der Sitzung am 4. August 1921 ein Darlehen, das den Grunderwerb ermöglichte. Eine für damalige Verhältnisse mustergültige Sportanlage mit Tribüne für 400 Zuschauer, ein Gastraum und Umkleideräume entstanden, der Platz wurde eingezäunt und ein massives Kassenhaus erstellt.

 

Bis 1927 gab es zwar keinen spielerischen Rückgang, aber der große Wurf gelang auch nicht. Im Spieljahr 1925/26 sah man sich schon als Pokalsieger, doch behielt Dillweißenstein im Finale knapp mit 2:1 die Oberhand. Im Spieljahr 1926/27 rückte die 08 durch Entscheid des Verbandsgerichts zum Nachteil des befreundeten FC Eutingen in die Kreisliga auf, wo man sich vier Jahre behaupten konnte.

Dann folgte in der Saison 1930/31 am 26. April 1931 das große Meisterschaftsspiel unserer 08. Aus 22 Verbandsspielen ging sie zusammen mit dem VFR Pforzheim in das Entscheidungsspiel nach Birkenfeld.

 

Vor 5000 Zuschauern siegte man durch ein Tor von Linksaußen Grimm mit 1:0 und war Kreismeister. Die Hauptstützen dieser Mannschaft waren Torwart Albert Süß und Mittelstürmer Eugen Speidel, der später zum VFB Stuttgart wechselte.Durch die Erringung dieser Meisterschaft durfte sich die 08 zu den 12 stärksten Vereinen des Bezirks Württemberg/Baden zählen. Da die oberste Spielklasse, die Bezirksliga, nur 10 Vereine zählte, mussten von den vier Kreismeistern die zwei besten ausgespielt werden. Der 08 wäre durch einen Sieg über den Tabellenletzten, den VFR Heilbronn, der Aufstieg noch möglich gewesen. Für das Entscheidungsspiel einigte man sich auf den Platz des VFR Heilbronn, was einige Kritiker auf en Plan rief. Diesen muss an dieser Stelle aber entgegen gehalten werden, dass die Verantwortlichen auf Grund der angespannten Finanzlage keine andere Möglichkeit hatten. So ging das Entscheidungsspiel bedauerlicherweise mit 2:1 an den VFR Heilbronn.

 

Das Spielen im Raum Stuttgart/Ludwigsburg und im Neckartal wurde für den Verein finanziell unerträglich. So kehrte die 08 zur Spielzeit 1934/35 in den Fußballgau Baden zurück. Spielerabwanderungen und weiterhin finanzielle Sorgen brachten dem Verein 1936 den Abstieg in die Kreisliga, Klasse 1. Zwei Mal hintereinander holte sich die Mannschaft in dieser Klasse den Meistertitel, doch der Aufstieg blieb versagt.

 

Aus der Vereinschronik: Beim dritten Anlauf jedoch ist das große Vorhaben gelungen. In den letzten drei Jahren konnte Mühlacker stets in überlegener Weise den Staffelsieg erringen, der Aufstieg jedoch gelang nicht. Doch alles wurde in den Schatten gestellt von jenem denkwürdigen entscheidenden Spiel, das im Frühlingssonnenschein 1939 in Markgröningen ausgetragen werden musste. Unvergesslich jener 16m-Freistoß, von Herrmann Schumacher geschossen, der mit elementarer Wucht den Abwehrriegel passierte und den der Torhüter überhaupt nicht sah! Vor 1500 Zuschauern, darunter fast die Hälfte 08-Schlachtenbummler, erkämpfte sich die 08 erneut den Aufstieg in die Bezirksliga. 

 

Dann beginnt der 2. Weltkrieg. Infolge von Einberufungen, Kriegsdienstverpflichtungen und der Belastungen dieser furchtbaren Ereignisse mit all ihrem Leid und unsagbarem Elend schien der Fußballsport zu erlahmen. Doch Dank der Initiative des Ehrenspielausschussvorsitzenden Adolf Brüschwein konnte der Spielbetrieb auch während der Kriegsjahre aufrechterhalten werden.

Adolf Brüschwein war es auch, der zusammen mit den Sportkameraden Karl Gayde, Eugen Speidel und Albert Stoll dem Verein nach dem katastrophalen Zusammenbruch unseres Vaterlandes 1945 wieder die ersten Impulse verlieh.

 

Hier ein Originalauszug aus der Vereinschronik:

Protokoll zur Entstehung einer Spielfläche bei der Turnhalle im Käppele (als Ersatz für den mit Kartoffeln bepflanzten Platz „Im Letten“):

„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es ist bestimmt nichts besonderes, im Zeitalter der Technik eine Sportplatzanlage zu erstellen. Wir schreiben aber den Oktober 1945. Elend, Not und bitterer Hunger prägen der Zeit ihren harten Stempel auf. Das Leben geht wohl weiter, kommt nicht zum Erlöschen, aber der Gedanke an den gefallenen Vater und Bruder, an die Ungewissheit der Vermissten und Gefangenen mit ihrem unerbittlichen Los bildeten den freudlosen Begleiter entbehrungsreicher Tage und sorgenvoller Nächte. Der zerstörte Bahnhof mit dem Postgebäude, das abgebrannte Welschdorf (heutige Waldenserstraße), die gesprengte Enzbrücke und der fehlende Senderturm, unmittelbar vor unseren Augen die durch eine Luftmine geborstene Turnhalle und nicht zuletzt unser demolierter 08-Platz geben den Kontrast zu unserem Willen, zu unserem Bekenntnis: Wir wollen wieder Fußball spielen, uns wieder sammeln und messen auf grünem Rasen! Schlicht und einfach ausgedrückt inmitten primitivster Lebensweise: Entspannung suchen und ein klein wenig Freude sportlicher Art schwergeprüften Menschen oder Überlebenden zu verschaffen.“

 

Klein war das Häufchen, das mit Sensen, Spaten, Schaufeln, Hämmern und Nägeln daran ging, Unebenheiten auf dem ehemaligen Müllplatz auszugleichen, der Fläche westlich der Turnhalle Dimensionen einer Spielfläche für das runde Leder zu geben, Fußballtore, auf Kartuschen fußend in den unfreundlichen Winternebeln aufzustellen.

Diese Kameradschaftsleistung als Grundstein unseres Wiederbeginns hat das Recht, als leuchtendes Beispiel von Vereinstreue und -geist in die Vereinschronik einzugehen.

 

Der Verein erringt auf Anhieb ungeschlagen die Meisterschaft in der Staffel 2, unterliegt aber im Qualifikationsspiel der Spvgg. Dillweißenstein. Trotzdem steigt die 08 in die Landesliga auf. Nun gibt es eine sehr abwechslungsreiche Zeit:

 

1950/51: dem Abstieg knapp entronnen

1951/52: wieder Tabellendritter

1952/53: knapp am Abstieg vorbei

1953/54: der Abstieg in die A-Klasse lässt sich nicht aufhalten

1954/55: knapper Erhalt der A-Klasse

1955/56: endlich wieder drei Meisterschaften:

– 1. Mannschaft

– Reservemannschaft A-Klassenmeister Kreis Pforzheim

– Junioren Pokalsieger

 

1956/57: wird zu einem finanziellen Misserfolg für den Verein. Uneinigkeit in der Vorstandschaft und in den Reihen der Spieler sind die Folgeerscheinungen.

 

So belämmert stand die 08 fast noch nie da. Nach den Querelen verließen fast zwei komplette aktive Mannschaften den Verein und gründeten Phönix Mühlacker. Mit ihnen gingen zahlreiche Jugendspieler, so dass man praktisch vor dem Nichts stand. Doch wo ein Wille ist, findet sich auch ein neuer Weg. Der neu gewählte 1. Vorsitzende Emil Schnaible und der ebenfalls neu gewählte Spielausschussvorsitzende Richard Geissel erwarben sich zusammen mit Trainer Emil „Schimmel“ Nonnenmacher aus Kieselbronn das Verdienst, die 08 nicht untergehen zu lassen. Obwohl man nur noch wenige Spieler zur Verfügung hatte, gelang es doch, die Klasse zu halten.

 

Im Jubiläumsjahr 1958 verfügte die 08 wieder über eine 1. und 2. Mannschaft, eine A-, B- und C-Jugend sowie über eine Alte-Herren-Mannschaft. Dazu kamen noch zehn Firmenmannschaften, die an den Verein angeschlossen waren. Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass damals die beiden Abteilungen Tischtennis und Handball treu zum Stammverein hielten und mit ihrer Unterstützung die Krise überwinden halfen. In diesem Jubiläumsjahr konnte die 1. Mannschaft nach dem Abstieg aus der Amateurliga in der Saison zuvor, schon wieder den      4. Platz in der A-Klasse Pforzheim belegen.

 

Als großen Erfolg in diesem Jahr konnte man den Kreispokal mit einem 5:2-Sieg gegen Ellmendingen in die Senderstadt holen. Der Lohn war ein Satz Trikots. Zwei Jahre später, 1960 gelang dann der ganz große Wurf und die 08 wurde Meister der A-Klasse und stieg somit wieder in die 2. Amateurliga Mittelbaden auf. Das war in dieser Zeit die vierte Liga unter Oberliga Süd, 2. Liga Süd und 1. Amateurliga Nordbaden, und entspräche heute der Oberliga Baden-Württemberg.

 

Schon das darauffolgende Spieljahr brachte wieder den Abstieg in die A-Klasse. Die beiden anschließenden Jahre wurden mit wechselndem Erfolg in der A-Klasse verbracht. Dabei wäre man fast sogar abgestiegen, doch eine Bravourleistung rettete die Mannschaft vor dem Sturz in die tiefste Klasse.

 

Im Spieljahr 1963/64 war es dann wieder so weit. Wieder gelang die Meisterschaft und der Aufstieg in die Amateurliga. Dieses Mal hatte man das Ziel mit einem neuen Trainer, Karl Liebig, und einem neuen Spielausschussvorsitzenden, Egon Bäuerle, geschafft. In der Mannschaft standen zahlreiche Spieler aus der eigenen Jugend, die Heinz Schwörer als Jugendleiter ganz groß heraus gebracht hatte.

 

Aber wieder blieb man nur zwei Jahre in der Amateurliga, was der 08 das Image einer Fahrstuhlmannschaft einbrachte. Im Jahre 1968 hätte man, im Jubiläumsjahr, fast den Aufstieg geschafft. Das 60jährige Jubiläum wurde in großem Rahmen gefeiert. Otto Schwipper und Wolfgang E. Müller, in der Zwischenzeit zu Vorständen gewählt, stellten für zehn Tage ein Riesenprogramm mit zahlreichen Freundschaftsspielen und einem bunten Abend auf die Beine, der in der damaligen Reithalle auf dem sog. „Rollschuhplatz“ gefeiert wurde. So entging man den Ausläufern des Tornados in Pforzheim, die ein Zelt mit Sicherheit zerlegt hätten. Dazu kamen noch ein Festzug und ein großes Festbankett im Uhlandbau. Maßgeblichen Anteil am Gelingen dieses Jubiläums hatte auch unser Ehrenpräsident Karl Roller, vielen besser bekannt als „Fubaka“. Absolute Höhepunkte der Festlichkeiten waren aber das Spiel der 08 gegen den VFR Pforzheim (1. Amateurliga) und die Begegnung einer Enzkreisauswahl gegen die Fritz-Walter-Traditionself.

 

Schon ein Jahr später konnte man den Erfolg verbuchen, der im Jubiläumsjahr versagt geblieben war. Man wurde wieder einmal Meister der A-Klasse und stieg in die Amateurliga auf, wo man sich endlich einmal über mehrere Jahre halten konnte. Eine neue Generation von Spielern war unter der unermüdlichen Arbeit von Hermann Schelling als Jugendleiter herangewachsen und nicht weniger als sechs Spieler schafften den Sprung direkt von der A-Jugend in die 1. Mannschaft, wo sie auf Anhieb unter dem neuen Trainer Oskar Stelzer aus Göbrichen die Meisterschaft miterrangen.

 

Leider verließen uns unsere beiden Vorstände Otto Schwipper und Wolfgang E. Müller überraschend allzu früh, als beide im Jahre 1972 kurz hintereinander verstarben. Wieder gab es einen großen Einschnitt in das Vereinsleben der 08. Carl Common übernahm bei der Hauptversammlung in der Kanne den Vorsitz des Vereins. Neuer Jugendleiter wurde Dieter Schikora, der auch die A-Jugendturniere der 08 wieder ins Leben rief und die lange Jahre zu einem festen Bestandteil im sportlichen Leben der Senderstadt wurden. Im Jahre 1973 übernahm dann Eugen Koziol das Amt des 1. Vorsitzenden, das er bis zum Juni 1976 innehatte. Auf seine Initiative hin brachte die 08 eine eigene Vereinsschrift heraus, die von den Sportkameraden Wasyl Czmal und Gerhard Schwörer gestaltet wurde. Mit dieser Schrift hatte man einen noch engeren Kontakt zu den Mitgliedern und Freunden. Zahlreiche weitere Aktivitäten zeichneten diese Jahre aus. So wurde in Zusammenarbeit mit dem Turnverein erstmals in der Senderstadt ein Volkswandertag ausgerichtet. Zudem beteiligte sich die 08 mit großen Erfolgen an den nun bis heute jährlich statt findenden Straßenfesten. .

 

Auf dem sportlichen Sektor konnte sich die 08 bis 1975 in der Amateurliga behaupten und musste dann wieder einmal in den sauren Apfel des Abstiegs beißen. Im folgenden Jahr, 1976, konnte die 08 leider nicht wieder aufsteigen, wurde nur Dritter der A-Klasse, gewann aber den zum dritten Mal ausgetragenen Stadtpokal, der von den Sportfreunden ins Leben gerufen worden war. Im Jahre 1976 gab es dann eine weitere Zäsur im Vereinsleben. Vorsitzender Koziol trat in der Hauptversammlung zurück. Seinen Posten übernahm Dietmar Wölk, während Dieter Schikora als 2. Vorsitzender fungierte. Den nunmehr verwaisten Jugendleiterposten übernahm Gerhard Schwörer.

 

Nach der Saison 1976/77 kam es im Fußballkreis Pforzheim zu einer Neueinteilung der Staffeln. Eine Bezirksliga, die man zwischen A-Klasse und Amateurliga ansiedelte, wurde neu eingeteilt. Mit dem 6. Tabellenplatz wäre die 08 in der neuen Staffel gewesen, doch es reichte nicht ganz, so dass die 08 zwar in der A-Klasse verblieb, aber trotzdem um eine Klasse abgestiegen war.

 

Ein tragischer Verkehrsunfall riss in eben diesem Schicksalsjahr 1977 für die 08 eine guten Kameraden aus unserer Mitte. Rolf Porrmann, als Spieler wie als Jugendtrainer allseits beliebt, starb mit 30 Jahren leider allzu früh.

 

Trotzdem ließ man sich nicht unterkriegen. Man packte endlich den schon Jahre vorher geplanten Clubhausumbau an. Zwar wurde das Ganze nicht ganz so großzügig wie geplant durchgeführt, da dazu das Geld fehlte und außerdem die Stadtverwaltung davon abriet. Diese hatte nämlich schon Pläne für ein neues Stadion hinter dem Hartplatz erstellt. Doch diese Planung wurde immer wieder verschoben und ist zwischenzeitlich auch ganz in Vergessenheit geraten, da überall das Geld hinten und vorne fehlte, genau so wie eine große Sportlobby.

Nachdem die 08 nun endlich wieder ein sehr schönes Clubhaus hatte, stieg die 1. Mannschaft im Jahr des 70jährigen Jubiläums in die B-Liga ab.

 

In dieser Zeit wurden von der Jugendabteilung erste Kontakte zu einer schottischen Schulauswahl geknüpft, die fortan über viele Jahre über Ostern in der Senderstadt weilte. In den Jahren 1978 und 1980 fuhr die 08-Jugend jeweils zu Gegenbesuchen nach Edinburgh in Schottland. Diese Verbindung zu den Gästen von der Insel wurde über viele Jahre von den Jugendlichen und den Erwachsenen sehr gerne angenommen und war in dieser Zeit nicht mehr aus dem Vereinsleben wegzudenken.

 

Das 70jährige Jubiläum wurde mit einem Festbankett und einem Jubiläumsturnier gefeiert. Erst im Endspiel des Turniers unterlag man der um zwei Klassen höher spielenden Mannschaft des Ortsrivalen Phönix Lomersheim, so dass die Verantwortlichen wieder optimistischer ob dieses Erfolgs in die Zukunft blickten.

Nach dem Fall in die niederste Klasse wollte man gleich im folgenden Jahr wieder aufsteigen, erreichte aber wider Erwarten nur den Drittletzten Tabellenplatz, da man durch zahlreiche Abgänge geschwächt war. Es dauerte noch weitere zwei Jahre, in denen man in der B-Liga mehr schlecht als recht herumkrebste.

 

Im Januar 1981 verstarb der beliebte Ehrenvorsitzende Karl Roller (Fubaka = Fußballkarle). Die 08 trauerte um einen großen Sportler und eines der treuesten Mitglieder. Leider war es ihm nicht vergönnt, den Aufstieg unserer Mannschaft in die A-Liga im Sommer 1981 mitzuerleben. Der zwischenzeitlich als Trainer geholte ehemalige 08-Spieler Gerhard „Geres“ Rudy konnte mit einer äußerst jungen Truppe den Aufstieg schaffen. Nach der Meisterschaft holte man im gleichen Jahr auch wieder den Stadtpokal.Die meisten Spieler dieser    1. Mannschaft stammten aus der 08-Jugendabteilung, wo Jugendleiter Gerhard Schwörer die gute Arbeit seiner Vorgänger fortgesetzt und Jugendliche in der A-Jugend hatte, die zum größten Teil auf Anhieb den Sprung in die 1. Mannschaft schafften.

 

Leider war die Mannschaft vielleicht doch noch etwas zu jung für die A-Liga, denn schon zum Ende der ersten Saison in dieser Spielklasse musste man 1982 wieder absteigen. Trotz dieses erneuten Abstiegs verloren die Verantwortlichen nicht den Mut und nahmen wieder alle Kräfte zusammen. Daraus entsprang dann auch der 2. Platz 1982/83, dem Jahr des 75jährigen Jubiläums. Der Vizemeister hatte das Recht, in die Relegationsspiele zu gehen, doch leider scheiterte man knapp und verblieb ein weiteres Jahr in der B-Liga.

 

Das 75jährige Jubiläum selbst war geprägt von einigen kultuellen und sportlichen Großveranstaltungen. Den Auftakt bildete das Festbankett im Mühlehof. Leider blieben bei diesem Ereignis ebenso viele Stühle leer, wie eine Woche später auch die Bänke im Festzelt beim Großen Bunten Abend u.a. mit Walther Schultheiß. Das Mühlacker Tagblatt schrieb: „Wer nicht da war, hat etwas versäumt, und es waren viele nicht da“. Das Zelt war zur großen Enttäuschung aller halb leer geblieben. Anders sah es bei den sportlichen Veranstaltungen im Stadion aus. Den Auftakt bildete das A-Jugendturnier, gefolgt vom Turnier der nicht Fußball spielenden Vereine unter der Woche, bis zum Abschluss durch das 11. Stadtturnier, das wieder einmal von der 08 gewonnen wurde. So konnte man am Ende doch noch eine sportlich zufrieden stellende Bilanz ziehen.

 

Kurios wurde es in der Saison 1983/84. Die 08 wurde Meister mit einem Punkt Vorsprung vor der SK Hagenschieß. Da der 08 aus einem verlorenen Spiel die Punkte wegen eines nicht spielberechtigten Spielers beim Türk. SV Pforzheim zugesprochen worden waren, aber damals  Punkte am „Grünen Tisch“ nicht zählten, gab es ein Entscheidungsspiel, das die 08 knapp verlor. Damit wäre man nicht aufgestiegen. Aber der damalige Kreisvorsitzende Herbert Härter hatte eine salomonische Lösung parat: die Bezirksliga und die Kreisliga A wurden von 14 auf jeweils 16 Teams aufgestockt. Somit stiegen aus der B-Liga 1 sogar drei Mannschaften auf: Hagenschieß, 08 und Huchenfeld.

 

Da Gerhard Rudy schon vier Jahre Trainer bei der 08 war, einigte man sich nach dem Aufstieg freundschaftlich, dass sich die Wege trennen sollten. Rudy ging nach Zaisersweiher und die 08 holte Kurt Kopitz aus Königsbach als neuen Trainer. Mit ihm gelang es, die Klasse zu halten, doch nach dem letzten dramatischen Spiel, das den rettenden Punktgewinn gegen den VFB Pforzheim brachte, trennten sich die Wege der 08 und des Trainers Kopitz. Auch der damalige Spielausschussvorsitzende Gerhard Schwörer verließ die 08, folgte dem Ruf des Kreis-vorsitzenden Herbert Härter und übernahm das Amt eines Staffelleiters beim Fußballkreis, wo er heute selbst als Kreisvorsitzender fungiert.

 

Im folgenden Spieljahr 85/86 wurde man sang- und klanglos Letzter der A-Klasse und verschwand für zehn Jahre im Niemandsland der B-Klasse, wo man sich meist im Mittelfeld tummelte.Im Jahre 1987 löste mit Karlheinz Maisenbacher ein von der Jugend an spielendes Eigengewächs der 08 den sich zehn Jahre im Amt befindenden Dietmar Wölk ab. Maisenbacher war Initiator vieler Innovationen wie z.B. dem Frühlingsball im Mühlehof oder dem gemeinsamen Hallenturnier mit dem FC Pforzheim in der Enztalhalle. Nach sieben Jahren, 1994 zog er sich zurück und die 08 bekam mit Wasyl Czmal und Rolf Hahnenkratt erstmals ein Vorstands-Duo.

 

Im selben Jahr gab es endlich auch die langersehnte Sanierung und den Stadionausbau zu einer „Kampfbahn Typ C“, wie der Spezialausdruck für die Zuschüsse von Bund, Land und Sportorganisationen lautete.

 

Es lag aber bestimmt weder am Stadionausbau noch am Vorstandswechsel, dass die 08 nun just in der darauf folgenden Saison endlich mal wieder Meister wurde. Trainer Reinhard Scholz hatte über mehrere Jahre eine super Aufbauarbeit geleistet und die 08 aus dem Niemandsland der Tabelle über den 5. und 6. Platz ganz an die Spitze geführt, wobei sich die Meisterschaft erst am letzten Spieltag entschied. Der 08 gelang ein 5:2-Sieg gegen Mühlhausen/Würm und die Sportfreude holten gleichzeitig gegen Hagenschieß einen Punkt. Damit überholte die 08 den Hagenschieß und stieg direkt in die A-Liga auf.

 

Trainer Scholz musste in der Winterpause krankheitsbedingt kürzer treten und deshalb holte die 08 mit Rolf Niklas einen neuen Trainer, der die erfolgreiche Arbeit von Scholz zu einem erfolgreichen Ende führte.

 

Es folgten nun endlich mal wieder mehrere Jahre, die die 08 nicht in der „Sicherheitsliga“ verbringen musste. In der A-Klasse belegte man die Plätze 9, 12 und 1997/98 den 14. Platz, was den Abstieg bedeutete.

Im Jahre 1997 übernahm nochmals Günther Leoni die Verantwortung bei der 08 und war bis zum Jahre 2000 Vorsitzender. Sein Nachfolger Erich Kupfer konnte ihn im Jahre 2001 zum Ehrenvorsitzenden ernennen.

 

Unter Vorstand Erich Kupfer wurde dann auch ein schon seit Jahrzehnten immer wieder durch den Verein geisterndes Projekt in Angriff genommen: der Clubhaus-Neubau. Das direkt nach dem Krieg erbaute Clubhaus war trotz Renovierung einfach nicht mehr zeitgemäß und so abgewirtschaftet, dass alles nichts mehr half und wirklich ein Neubau her musste. In unzähligen Sitzungen und Besprechungen mit allen möglichen Institutionen gelang es dann in den Jahren 2001/02 das Projekt ins Rollen zu bringen und mit Hilfe der Stadt und einer Wahnsinns-Eigenleistung das neue 08-Restaurant im Jahre 2002 einzuweihen.

An dieser Stelle muss ein Mann aus der großen Helferschar unbedingt namentliche Erwähnung finden, denn er war Bauleiter, Bauaufsicht, Handwerker, Capo, Ingenieur und Bestimmer in einer Person: Adolf  „Adi“ Neuwirth. Ohne ihn wäre das von unserem ehemaligen Spieler und Architekten Hans Schiffer aus Knittlingen entworfene Gebäude sicherlich nicht in dem Tempo und mit solcher Akkuratesse errichtet worden. Da während der gesamten Bauzeit zum Glück kein größerer Unfall passierte, freuen sich nun die Mitglieder und Spieler, wieder ein tolles Vereinsheim zu haben.

 

Ebenfalls im Jahre 2002/03 roch man wieder am Aufstieg und belegte am Ende doch nur den 3. Platz in der B-Klasse. Zwei Spielzeiten später, 2004/05, war eigentlich der Aufstieg programmiert. Aber es kam wieder einmal anders als geplant. Am Ende der Runde belegte die 08 den 2. Platz in der B-Liga 1 und musste somit zwei Entscheidungsspiele austragen. Im ersten Spiel gewann die GU Pforzheim gegen Schellbronn 2 mit 6:0 Toren, während die 08 gegen das gleiche Team „nur“ mit 5:2 gewann, trotz Chancen für mehr als ein Dutzend Tore. Im alles entscheidenden „Endspiel“ der Dreierrunde in Eutingen, konnte man gegen die an und für sich harmlose GU Pforzheim keinen Treffer erzielen und es blieb beim enttäuschenden 0:0. Somit war der Gegner aufgestiegen und wir standen wieder einmal mit hängenden Köpfen da.

 

Nach langen Jahren der Anträge und Verhandlungen gelang es im Jahre 2007 endlich die Stadtverwaltung dazu zu bewegen, ein Flutlicht im Stadion zu installieren. Nicht nur die Fußballer danken es der Stadt, sondern auch der Turnverein und alle anderen Stadionnutzer, denn nun kann jeder seinen Sport auch nach Anbruch der Dunkelheit ausüben, ohne dass er Angst vor sichtbedingten Verletzungen haben muss.

 

In den Jahren nach dem Jubiläum muss deshalb die Devise lauten: Ärmel hochkrempeln und mit Fleiß, Zielstrebigkeit und neuen Ideen den Verein wieder zu dem machen, was er einstmals war: Vorbild für die Fußballer der Region.